header06
header05
header04
header03
header02
header01
header
header13
header12
header09
header11
header10
header08
header07


Aachen/Leoben, im April 2016. Die Montanuniversität Leoben zeichnete Professor Georg Menges, den früheren Leiter des Instituts für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Industrie und Handwerk an der RWTH Aachen, mit dem Ehrendoktorat aus.

Aufgrund der weltweit anerkannten wissen-schaftlichen Leistungen und der seit den späten 60-Jahren gepflegten guten Beziehungen zwi-schen der Montanuniversität und dem IKV erhielt Prof. em. Dr.-Ing. Georg Menges in der festli-chen Akademischen Feier am 18. März 2016 in Leoben/Österreich die Ehrendoktorwürde. Die Montanuniversität pflegt aufgrund ihrer fachlichen Ausrichtung schon traditionellerweise enge Kontakte mit der Wirtschaft, die bis hin zu langjährigen Forschungs- und Entwicklungspartner-schaften reichen. Der Wissenstransfer ist an der Montanuniversität neben Lehre und Forschung als dritter Kernleistungsprozess verankert. Prof. Menges hat in seinem Wirken am IKV diese Aspekte in idealer Weise verwirklicht.

Prof. Menges, der in Fachkreisen der Kunststofftechnik als einer der großen europäischen Pio-niere der Kunststoffverarbeitung gilt, begann seine Beziehungen zur Montanuniversität Leoben bereits im Jahre 1968. Neben dem Auslandsösterreicher Prof. Herman F. Mark, dem Begründer der nordamerikanischen Polymerwissenschaften, war Prof. Georg Menges 1968/69 der zweite ranghohe internationale Berater des Professorenkollegiums der damaligen „Montanistischen Hochschule Leoben“ bei der Vorbereitung und dem Aufbau der Studienrichtung Kunststofftech-nik. Prof. Menges förderte in vielfältiger Weise die junge Studienrichtung Kunststofftechnik in Leoben, nicht nur während der Aufbauphase, sondern auch durch kontinuierlichen Wissensaus-tausch über Gastvortragende und durch gegenseitige Tagungsbesuche. Prof. Menges schrieb in der Festschrift zur 25-Jahr Feier der Studienrichtung Kunststofftechnik 1994: „Die gute Arbeit, die Sie geleistet haben, wird in den Absolventen am deutlichsten erkennbar; daran gemessen ist die Studienrichtung Spitzenklasse. Ich bin stolz darauf, bei den ersten Vorstellungen zum Aufbau dieser Studienrichtung mitgewirkt zu haben. Ein herzliches Dankeschön für die langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit verbinde ich mit einem Glück Auf für die weitere Zukunft der Studienrichtung“. Die Kunststofftechnik Leoben ist mittlerweile auf sechs Lehrstühle ange-wachsen und betreibt mit dem eng verknüpften Polymer Competence Center Leoben Kunst-stoffforschung mit mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Inspiriert durch den von Prof. Menges begonnenen Wissensaustausch wurde im Bereich des Spritzgießens von Kunststoffen unter der IKV-Leitung von Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. e.h. Walter Mi-chaeli, die Zusammenarbeit hin zu einer kontinuierlichen Forschungskooperation im Rahmen von mehreren EU-Forschungsprojekten ausgebaut. Darüber hinaus wurden unter dem amtie-renden IKV-Leiter Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann gemeinsam mehrere EU-Projektanträge zur Kunststoffverarbeitung gestellt sowie ein reger Wissensaustausch im Bereich des Elastomer-spritzgießens gepflegt. Gemeinsame nationale und europäische Projekte sollen daraus weiter-entwickelt werden. Das IKV wird im Zuge dessen als wissenschaftlicher Partner in das Polymer Competence Center Leoben eintreten.
Prof. Menges wurde am 19. Dezember 1923 geboren, studierte Allgemeinen Maschinenbau an der Technische Hochschule Stuttgart und trat nach seinem Studium 1953 als wissenschaftlicher Mitarbeiter eine Assistentenstelle an der TH Stuttgart an. Er promovierte 1955 zum Dr.-Ing. über ein Thema zur Sprödbruchforschung an Metallen. Danach wechselte er für vier Jahre in die Ei-senhüttenindustrie und für weitere sechs Jahre bis 1965 in die Kunststoffindustrie. 1965 wurde Georg Menges auf den Lehrstuhl für Kunststoffverarbeitung an die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule RWTH Aachen berufen und leitete dort für 22 Jahre bis Dezember 1987 das im Jahr 1950 gegründete Institut für Kunststoffverarbeitung, das in Fachkreises als „Das IKV“ bekannt ist. Mit seiner Berufung nach Aachen war gleichzeitig die Ernennung zum Di-rektor des Instituts für Kunststoffverarbeitung in Industrie und Handwerk an der RWTH Aachen (IKV) verbunden, das er bis zu seiner Emeritierung 1989 leitete. Prof. Menges gelang es inner-halb kurzer Zeit, eine Vielzahl von namhaften Firmen der Kunststoffbranche als Mitglieder der Fördervereinigung zur Unterstützung des IKV zu gewinnen.
Damit schuf er eine solide Grundlage, um Forschung über die gesamte Breite der Kunststoff-technik, beginnend mit den Verarbeitungsverfahren bis hin zum Schweißen und dem Konstruie-ren mit Kunststoffen, zu betreiben. Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Menges waren die Untersuchung und Erforschung von Struktur und Eigenschaften von Kunst-stoffen sowie die Entwicklung von wesentlichen Beiträgen zu Verfahren der Kunststoffverarbei-tung wie Spritzgießen, Extrusion, Schäumen, Pressen, Blasformen, Tiefziehen und Schweißen und deren Automatisierung. Georg Menges gilt als einer der Pioniere der Entwicklung von nu-merischen Simulationsverfahren für die Berechnung von Strömungs- und Wärmetransportpro-zessen bei Kunststoffverarbeitungsverfahren sowie der nichtlinearen und anisotropen Eigen-schaften von Kunststoffbauteilen und ihrer festigkeitsrelevanten Auslegung.
Das IKV wuchs unter der Leitung von Prof. Menges rasch – dank seiner institutionalisierten Bin-dung zu Wirtschaft und Industrie als eine von dieser geförderte Forschungsstätte – mit der schnellen Entwicklung der Kunststoffbranche zu einem der namhaftesten und bekanntesten Forschungsinstitute weltweit, das bis zu 70 Wissenschaftler und insgesamt mehr als 200 Per-sonen beschäftigt.
Prof. Menges war Mitglied in mehreren Aufsichts- und Beiräten in Kunststoffunternehmen des In- und Auslands und war auch als Berater tätig. Seit 1999 wird der nach ihm benannte Georg-Menges-Preis alle zwei Jahre gemeinsam vom IKV zusammen mit dem Fachverband Kunst-stoff- und Gummimaschinen im VDMA und Plastics Europe Deutschland e.V. für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Kunststofftechnik vergeben.
Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurden Prof. Menges zahlreiche Ehrungen namhafter Verbände und Institutionen im In- und Ausland (Australien, China, Großbritannien, Japan, Ös-terreich, USA) verliehen. Als einer der ersten Nicht-US-Amerikaner wurde er 2006 für sein Le-benswerk in die 1972 gegründete Plastics Hall of Fame aufgenommen. Dies gilt als die höchste Auszeichnung, die in der Kunststoffindustrie vergeben wird. 1985 wurde Prof. Menges in Wien mit der größten polymerwissenschaftlichen Auszeichnung Österreichs, der „H.F. Mark-Medaille“ für seine wissenschaftlichen Leistungen im Bereich der Kunststoffverarbeitung ausge-zeichnet.
Die über viele Jahrzehnte bestehende weltweite Führungsrolle der deutschen Kunststoffindustrie wurde nicht unwesentlich von ihm und seinen akademischen Schülern geprägt. Aus seiner Schule stammen über 1000 Diplom-Ingenieure, über 200 promovierte sowie fünf habilitierte Dip-lom-Ingenieure. Darüber hinaus wurden mehr als 20 seiner Absolventen Hochschullehrer. Prof. Menges ist Autor von mehr als 300 Publikationen in Fachzeitschriften und Tagungsbänden, wo-von 113 in der Zeit von 1988 bis 2008, also in der Zeit nach seiner Institutsleitung, verfasst wur-den.
Schon während seiner aktiven Zeit am IKV hat sich Prof. Menges intensiv dem Verfassen von Lehrbüchern für die kunststofftechnische Ingenieursausbildung verschrieben. Nach seiner Eme-ritierung im Februar 1989 widmete sich Prof. Menges weiter seinen wissenschaftlichen Arbeiten und der Neufassung bzw. Überarbeitung der von ihm und seinen Mitarbeitern verfassten Lehr-bücher der Kunststofftechnik und -verarbeitung. Mit 14 Fachbüchern, die als Standardwerke in allen namhaften Universitätsbibliotheken aufliegen, wird die Ausbildung der Studierenden der Kunststofftechnik weltweit unterstützt.